Tanzende Türme in Hamburg


Reeperbahn jetzt mit Green Building

 

15. Januar 2014 - Dem Trend zu grünen Gebäuden kann sich niemand entziehen - auch nicht die Reeperbahn, Hamburgs angeblich sündigste Meile. Die Tanzenden Türme, eine Projektentwicklung der STRABAG Real Estate (SRE) im Hamburger Stadtteil St. Pauli, hat vom U.S. Green Building Council (USGBC) das Gold-Zertifikat nach dem „LEED for Core & Shell“-System erhalten. Das Büroensemble am Beginn der Reeperbahn punktete mit seiner innovativen und energieeffizienten Bauweise sowie dem schonenden Umgang mit Ressourcen. 

 

© greenIMMO
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Eine Betonkernaktivierung sorgt in den Tanzenden Türme zu jeder Zeit für ein angenehmes Raumklima im Gebäude. Das System senkt zum einen die Heizkosten im Winter beträchtlich, zum anderen hält es die Räume in den Sommermonaten auch ohne Klimaanlage auf angenehmer Temperatur. Darüber hinaus schützt eine automatisierte, windstabile Sonnenschutzvorrichtung die Räume zusätzlich vor Überhitzung in den warmen Monaten. Dennoch können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Fenster in den Tanzenden Türmen manuell öffnen – selbst in den obersten Stockwerken. Dieser Verzicht auf eine Vollautomatisierung ist gewollt: Denn das Gebäudekonzept geht davon aus, dass Nachhaltigkeit auch bedeutet, den Nutzerinnen und Nutzern die individuelle Steuerung ihres Wohlbefindens zu ermöglichen.

 

Das gesamte Gebäude wird über Fernwärme versorgt, die zu einem hohen Anteil aus regenerativen Energiequellen produziert wird, wodurch der Ressourcenbedarf der Tanzenden Türme sinkt. Selbst die Aufzugsanlage fügt sich in das nachhaltige Konzept der Immobilie ein: Wird ein Aufzug gerufen, wählt ein Computersystem automatisch den am nächsten liegenden vor und schickt die reservierte Kabine zum Fahrgast. Das vermeidet nicht nur unnötige Fahrten und senkt so den Energiebedarf sondern bringt die Fahrgäste auch schneller an ihr Ziel.

Bauhistorie

 

Die von der Ed. Züblin AG ausgeführten Bauarbeiten an den Tanzenden Türmen begannen im November 2009 mit dem Abbruch der stillgelegten Bowlingbahn an der Reeperbahn/Ecke Zirkusweg. Das war der Auftakt für eines der spektakulärsten Bauvorhaben in Hamburg seit vielen Jahren. Die Bauherrin und Investorin SRE wagte mit dem 180-Millionen-Euro-Projekt einen Hochhausneubau, der sprichwörtlich aus der Reihe tanzt und die Nutzungen Büro, Hotel, Gastronomie und Musikclub vereint. Das Filetgrundstück im Herzen der Freien und Hansestadt Hamburg hatte bereits viele höchst gegensätzliche Planungen und Nutzungskonzepte erlebt, bis es im Frühjahr 2008 durch ein Joint Venture von PIRELLI RE und JP Morgan Stanley an die SRE verkauft wurde. Damit konnte das neue „Eingangstor“ an der Reeperbahn endlich realisiert werden.

 

Es ist eine anspruchsvolle geometrische Konstruktion, die das Projekt nach Plänen der Architekten BRT Bothe Richter Teherani umsetzt: Eine mehrschichtige Fassade, bei der sich die einzelnen Elemente unterschiedlich zueinander neigen und sich die inneren zu den äußeren Fronten drehen. Die beiden rund 90 m hohen Türme knicken in unterschiedlichen Höhen ab. Der Südturm mit 24 Stockwerken ist in der 7. Etage geknickt, der Nordturm mit 22 Stockwerken hat im 17. Geschoss einen Gegenknick. Insgesamt mussten bei der Fassadenkonstruktion 16 verschiedene Neigungssituationen berücksichtigt werden. Die gesamte Fassade besteht aus Einzelteilen, die jeweils ineinandergreifen und schräg versetzt eingebaut wurden – das ist so weltweit einmalig.

 

Haus im Haus – Mojo club

 

Der Mojo club stellte die Planerinnen und Planer vor ganz andere Herausforderungen: 120 Dezibel – nachmittags um 16:00 Uhr zum Soundcheck, während in den oberen Geschossen gearbeitet wird. Die Schwingungen des legendären Clubs, der für 800 Personen ausgelegt ist, mussten vom Arbeitsalltag in den Tanzenden Türmen abgekoppelt werden: schalltechnisch, logistisch und räumlich. Somit entschloss sich die SRE den Club als „Haus im Haus“ zu bauen. Der gesamte laute Bereich des Clubs mit zwei Untergeschossen stellt technisch einen eigenen Baukörper dar. Er ist durch eine ca. 5 cm breite umlaufende Fuge vom Rest des Hauses getrennt. Lediglich speziell entwickelte, schwingungsdämpfende Lager verbinden beide Baukörper. Auch der Zugang zum Club ist eine aus dem Schiffbau übernommene Neuentwicklung: Der öffentliche Platz an der Straße Beim Trichter ist tagsüber eine ebene Fläche. Genau darunter befinden sich die Clubräume. Der Publikumszugang am Abend erfolgt über zwei Hydrauliktüren, die sich zur Öffnung des Mojo clubs aus dieser ebenen Fläche erheben.