Engagierte Blogger im Bereich Energie und Immobilien und ihr Blog: Energynet von Andreas Kühl 

 

greenIMMO:  Andreas, seit 10 Jahren betreibst Du Dein Blog "Energynet" und bist damit ein Urgestein der Bloggerszene generell und im Energiebereich überhaupt. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg. Sag mal, warum hast Du mit Energynet angefangen?

 

Andreas Kühl:  Angefangen hatte ich sogar noch früher, die Domain habe ich bereits seit dem Jahr 2000. Damals hatte ich als Diplom-Ingenieur (FH) für Bauphysik bei einem Hersteller von Wohnungslüftungsgeräten angefangen zu bearbeiten. Ich habe mich beruflich also nur mit einem Teil meines Interessengebietes, der energiesparenden Gebäude, beschäftigt. Programmieren und die New Economy hat mich damals auch interessiert. Beides wollte ich verbinden und auf einer Website über energiesparende Gebäude und erneuerbare Energien informieren. Nachdem ich einige Jahre die Seite mit html, bzw.. einer passenden Software, selbst gebastelt habe, war es Ende 2006 Zeit als Blogger zu starten. Ich hatte die Bloggerszene schon einige Zeit beobachtet und festgestellt, wie einfach mir WordPress das veröffentlichen von Inhalten macht. Am 15. November 2006 habe ich dann mit WordPress als Blogsoftware angefangen zu arbeiten.

© Andreas Kühl, Berlin
© Andreas Kühl, Berlin

greenIMMO: Deine Podcast-Sendungen mit Verantwortlichen aus der Energiebranche sind mittlerweile legendär. Wann hast Du die begonnen und wie hast Du vor allem die "großen Tiere" davon überzeugt, mitzumachen?

 

Andreas Kühl: Mit den Podcasts hatte ich im Sommer 2012 angefangen. Ohne großes Wissen über Audios und der Produktion von Audiobeiträgen habe ich einfach angefangen andere Energieblogger zu befragen über ihren Blog. Anfangs habe ich die Gespräche über Skype aufgenommen und im Blog veröffentlicht. Nach einem halben Jahr habe ich dann angefangen auch andere Akteure der Energiewende zu interviewen. Der Schritt bekannte Personen anzusprechen, wie z.B. Matthias Willenbacher, Gründer und Ex-CEO von juwi, und Prof. Claudia Kemfert, war dann gar nicht so groß für mich. Mit beiden war ich zu dem Zeitpunkt bereits über Facebook in Kontakt, so dass sie vielleicht meine Podcasts bereits kannten und ich sie nicht überzeugen musste.

 

greenIMMO:  Was meinst Du, warum setzen klassische Verlage mit Publikationen zum Thema Energie nur sehr zögerlich auf multimediale Inhalte, obwohl man mit ihnen einen größeren und vor allem jüngeren Leserkreis anspricht? Oder anders gefragt, was ist Dein Geheimnis? Denn Du kriegst das alles als "one-man show" gewuppt.

 

Andreas Kühl: Was ich mache ist ähnlich wie bei vielen Startups in sozialen Medien. Ich fange erst mal an mit dem Produkt und schaue erst später wie ich damit Geld verdienen kann. Das heißt aber, dass man das Produkt noch ändern und so ausrichten muss, dass es bei der Zielgruppe ankommt. Und es heißt, dass man nicht weiß, ob man es noch monetarisieren kann. Verlage müssen von Anfang an damit Geld verdienen, um ihre Mitarbeiter bezahlen zu können. Bei Verlagen wird wohl erst in multimediale Inhalte investiert, wenn man weiß, wie man später damit Geld verdienen kann. Allerdings haben Verlage den Vorteil, dass sie bereits den Zugang zu potentiellen Anzeigenkunden haben. Ich gehe daher davon aus, dass es schwer fällt neue Wege zu gehen. Print-Journalisten sollen plötzlich für das Internet Texte schreiben oder sogar Audio- oder Video-Beiträge erstellen. Zudem wird man sich wohl sorgen, ob die Zielgruppe die neuen Formate annimmt. Meine Zielgruppe sind ohnehin die, die an neuen Technologien interessiert sind und die im Netz Inhalte konsumieren.

© Dagmar Hotze, Hamburg
© Dagmar Hotze, Hamburg

 greenIMMO: Dich nach einer digitalen Strategie zu fragen, ist vielleicht etwas komisch. Aber wie gehst Du strategisch an die Produktion von Inhalten heran?

 

Andreas Kühl: Als “one-man-show “ habe ich den Vorteil, dass ich meine Themen selbst aussuchen kann. Ich greife Themen auf, die mir selbst wichtig sind und die, meines Erachtens, im Energiesektor noch zu kurz kommen. In meiner Planung habe ich eine Mischung aus Themen, die ich gerne bearbeiten möchte und aktuellen Themen der Energiebranche. Da Du schon nach den Podcasts gefragt hast, dort möchte ich Themenblöcke starten mit einer Reihe von Beiträgen zu einem bestimmten Thema.

 

greenIMMO: Wie ist die Resonanz aus der Energiebranche auf Dein Blog und Deine Inhalte?

 

 Andreas Kühl: Mein Blog wird in weiten Teilen der Energiebranche gelesen. Das erkenne ich z.B. an den Retweets bei Twitter, aber auch an den Abonnenten meines Newsletters. Da sind viele Stadtwerke dabei, Energieversorger und Energieagenturen. Von einigen erhalte ich auch sehr positive Rückmeldungen auf meine Inhalte.

 

greenIMMO: Die Gretchenfrage, die Bloggern immer gestellt wird, ist die, ob sie aus Ihrem Blog ein Geschäft generieren können. Wie verhält es sich damit bei Dir?

 

Andreas Kühl: Gute Frage, da bin ich immer noch auf der Suche nach der passenden Lösung. Die Schwierigkeit ist, klassische Werbung mit Banner funktioniert heute nicht mehr oder nur bei einer sehr großen Reichweite. Diese kann ich als einzelner Blogger nicht erreichen. Ich habe aber immerhin vereinzelt Werbebanner, die etwas Geld einbringen und hatte auch schon Sponsoren aus der Energiebranche. Was relativ gut funktioniert sind Advertorials, also bezahlte Beiträge oder Gastbeiträge im Blog. Die andere Möglichkeit ist, Beiträge zu schreiben für Blogs von Unternehmen oder für Unternehmensmagazine. Durch meinen Blog habe ich mir einen guten Ruf als Experte und Texter erarbeitet. Dadurch werde ich öfters gefragt, ob ich für Unternehmen oder für Magazine schreiben möchte. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einer geeigneten Finanzierung. Man muss heute neue Wege gehen, um unabhängig und authentisch bleiben zu können. Vielleicht wird es eine Art Dauer-Crowdfunding werden mit Zusatz-Angeboten für die zahlenden Unterstützer.

 

greenIMMO:  Was sind Deine nächsten Pläne, wenn Du das 10-jährige Jubiläum gebührend gefeiert hast? Was können wir 2017 erwarten?

 

Andreas Kühl: Für die Zukunft habe ich mir mehrere Projekte vorgenommen. Ich möchte öfters in Beiträgen das Thema intensiver bearbeiten und damit weg von einer oberflächlichen Betrachtung. Es soll mehr informative Beiträge geben für die Leserinnen und Leser. Es wird auch in 2017 neue Podcasts geben, eine neue Serie ist bereits in Planung. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Weitergabe meiner Erfahrung im Bereich der Blogs, der sozialen Medien und Podcasts an Unternehmen. Das kann ein wichtiges finanzielles Standbein für die Zukunft werden und einen großen Teil meiner Arbeit ausmachen.

 

greenIMMO: Andreas, hab' herzlichen Dank für das offene Gespräch.