Dem CO²-Fußabdruck auf der Spur

 

Autor: Thomas Claßen, TÜV SÜD Industrie Service

 

4. Dezember 2012 – In künftigen Stadtentwicklungskonzepten spielen klimafreundliche Gebäudekonzepte eine wichtige Rolle. Denn ob vermietet, verpachtet oder selbst genutzt: der Gebäudebetrieb braucht fortwährend Energie für Heizung, Klimatisierung, Beleuchtung, Haustechnik und Infrastruktur. Der Energiebedarf bedingt Treibhausgasemissionen, weshalb sich viele Unternehmen aus Kostengründen und Nachhaltigkeitsaspekten vermehrt um eine klimafreundliche Wirtschaftsweise bemühen. Sie erfassen mit CO²-Bilanzen ihren „Carbon Footprint“, also die Emissionen, die mit dem Geschäftsbetrieb des Unternehmens verbunden sind. Dazu zählen in besonderem Maße auch die Emissionen aus dem Betrieb der Immobilien. 

Autor: Thomas Claßen
Autor: Thomas Claßen

Je nach Alter, Gebäudekonzept und Nutzung können diese beträchtlich oder gering sein. Der Carbon Footprint von energieintensiven Bestandsbauten mit veralteter Technik, Bausubstanz und Architektur ist wesentlich größer als der von modernen Immobilien mit intelligenter Gebäude- und Klimatechnik, Wärmedämmung und nachhaltigen, regenerativen Energiekonzepten. Das Nachhaltigkeitsniveau einer Immobilie wird somit auch in den Treibhausgasbilanzen der Pächter und Eigentümer ersichtlich.

Zwei Standards etabliert

 

Derzeit sind international zwei Standards etabliert, um Treibhausgasbilanzen zu erstellen: die ISO 14064 und das Greenhouse Gas Protocol. Beide Methoden erlauben es einem Unternehmen, sämtliche CO²-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu ermitteln und zu bilanzieren. Das GHG-Protocol für Unternehmen beispielsweise gliedert hierfür die Emissionen in drei Teilbereiche (englisch „scopes“):

  • Scope 1 erfasst alle direkt verursachten Emissionen des Unternehmens (Heizen von Gebäuden, Verbrennungsschritte bei Produktionsprozessen, etc.)
  • Scope 2 erfasst die indirekt verursachten Emissionen des Unternehmens, die durch den Bezug von Energie entstehen (Strom, Dampf, Fernwärme, etc.)
  • Scope 3 erfasst weitere indirekte Emissionen, die mit dem Geschäftsbetrieb und den Produkten verbunden sind (Anfahrtswege der Mitarbeiter, Rohstoffe, Transportdienstleistungen, etc.)
Und welche "Schuhgröße" hat Ihr  Unternehmen? | Bild: Kollektion Cultura
Und welche "Schuhgröße" hat Ihr Unternehmen? | Bild: Kollektion Cultura

Für eine aussagekräftige Treibhausgasbilanz, mit der Einsparpotenziale identifiziert werden können, muss ein Unternehmen die Emissionen aus Scope 1 und Scope 2 vollständig und korrekt erfassen. Diese hängen jedoch maßgeblich vom jeweiligen Gebäudekonzept ab. Wird zum Heizen Öl in veralteten Anlagen verfeuert oder decken Solarthermie und Kraft-Wärme-Kopplung einen Großteil des Wärmebedarfs? Arbeitet die Haustechnik effizient und mit einem hohen Anteil regenerativer Energien oder vergeuden die installierten Anlagen und Komponenten elektrische Energie aus fossilen Brennstoffen? Einen besonders differenzierten Überblick über die CO²-Emissionen erhält, wer optional die weiteren Emissionen aus Scope 3 berücksichtigt.

CO²-Bilanzierung schafft Transparenz und gibt Sicherheit | Bild: Getty/Löhr & Partner
CO²-Bilanzierung schafft Transparenz und gibt Sicherheit | Bild: Getty/Löhr & Partner

Einsparungen durch CO²-Bilanz

 

Da für eine Treibhausgasbilanz alle Energieverbrauchswerte detailliert erfasst und ausgewertet werden, können teils erhebliche Einsparpotenziale aufgedeckt und wirtschaftliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion durchgeführt werden. So können die Energie- und Betriebskosten aktiv gesteuert und damit verbundene Unternehmensrisiken gesenkt werden. Das stärkt die Wettbewerbsposition und bietet vielfältige Möglichkeiten, die nachhaltige und klimaschonende Wirtschaftsweise nach außen zu dokumentieren.

 

Dafür ist es jedoch erforderlich, dass unabhängige Dritte die Treibhausgasbilanz sowie die Daten, Berechnungen und Ergebnisse prüfen und bestätigen. Denn nur auf diese Weise gewinnt das Dokument an Glaubwürdigkeit und Transparenz. Die Klimaexperten von TÜV SÜD prüfen die CO²-Bilanz von Unternehmen nach den etablierten Standards. Darüber hinaus ist es möglich, die ausgewiesenen Emissionen im Rahmen anerkannter Klimaschutzprojekte zu kompensieren und den Geschäftsbetrieb somit emissionsneutral zu stellen. Da dies nicht Teil der oben genannten Bilanzierungsverfahren ist, wird hierfür der TÜV SÜD-Standard „Klimaneutralität“ herangezogen. Dieser berücksichtigt alle relevanten Anforderungen des Kompensationsprozesses.

Fazit

 

Der Immobilienwirtschaft kommt im Rahmen der Klimaschutzziele und einem kosteneffizienten Gebäudebetrieb eine große Verantwortung zu. Denn der Energiebedarf der Gebäude schlägt in der Klima- und Kostenbilanz von Mietern, Pächtern und Eigentümern negativ zu Buche. Mit dem „Carbon Footprint“ können Einsparpotenziale und Verbesserungsmaßnahmen identifiziert werden. Er ist somit ein geeignetes Werkzeug, um die Treibhausgasemissionen langfristig zu senken. Das wird im Zuge fortschreitender Urbanisierung und wachsender Emissionen in den Ballungszentren wichtiger denn je.

Autor:

Thomas Claßen ist Projektleiter Carbon Footprint und Klimaneutralität bei TÜV SÜD Industrie Service

 

TÜV SÜD Industrie Service GmbH

Carbon Management Service

Westendstr. 199

80686 München

Tel.: +49 (0)89 5791-1554

Fax: +49 (0)89 5791-2756

E-Mail: carbon.footprint @tuev-sued.de 

www.tuev-sued.de/klimaschutz